Raus aus der Box …

Wir befinden uns in zyklisch verlaufenden Phasen, wo biographische, selbstauferlegte, familiäre, gesellschaftliche oder systemisch bedingte Grenzen gesprengt/aufgelöst werden. Diese Phasen können ganz schön herausfordernd sein, da dadurch allermeist zwischenmenschliche Beziehungen stark tangiert werden.

Und dank dem Paradoxon des Lebens kann das bedeuten, dass IN UNS eine Grenze sich auflöst und gleichzeitig und daraus folgend WIR DEM GEGENÜBER klar abgesteckte Grenzen setzen.

Leider und nicht ganz selten verfallen wir während dieses Prozesses in Angriff, Vorwürfen und Projektionen auf das Gegenüber. Nur weshalb …?

Orientierungslosigkeit

Lösen sich Grenzen in uns auf – und das kann urplötzlich oder aber auch in Prozessen geschehen – kann es sein, dass wir anfangs gar nicht wissen, wo wir uns denn nun gerade befinden und uns zuerst im Neuland wieder orientieren müssen. Gleichzeitig sollten wir dem Gegenüber ebenso die Gelegenheit geben, sich wieder orientieren zu können, da es teils völlig unerwartet vor für ihn neue Tatsachen gestellt wird. Zudem ist es so wichtig, dass wir uns vor einem der größten, zwischenmenschlichen Irrtümer hüten: Davon auszugehen, dass der andere weiss, was in uns abgeht …! 

Innere Klarheit darüber zu erlangen, wo wir uns innerlich befinden, ist der erste und wichtigste Schritt – für uns und für das Gegenüber. Diese neu erkannte Klarheit IN UNS dann auch anzunehmen ist der Zweite. Der dritte Schritt ist die Erkenntnis und Annahme der UNVERHANDELBARKEIT, die unser So-Sein ausmacht und fordert uns gleichzeitig heraus dies auch so zu leben.

Klare Ansagen

Wenn wir aus dem Nebel der Orientierungslosigkeit gelangt sind und unsere innere Klarheit wieder gefunden haben, kommen wir nicht drumherum glasklare Ansagen zu machen. Oft ist uns die Kraft der inneren Klarheit und der nach aussen getragenen klaren Ansage nicht so bewusst. Wollen wir das Miteinander fruchtbar kultivieren, ist es unabdingbar, dass wir uns mit klaren, verständlichen und einfachen Worten mitteilen. In einem gewissen Sinn, ist es sogar unsere Pflicht – uns selbst UND den Mitmenschen gegenüber.

Annehmen

Die UNVERHANDELBARKEIT dessen, als Erstes in uns selbst anzunehmen und unser So-Sein zu akzeptieren, hilft dem Gegenüber zu erkennen, dass wir es wirklich ernst meinen. Uns bleibt dann natürlich nichts anderes übrig, als die Reaktion des Gegenübers auf unsere Mitteilung ebenso anzunehmen. Vielleicht werden wir mit Ablehnung, Angriff, Widerstand konfrontiert. Das Mass unserer inneren Klarheit lässt uns die oft negativen, emotionsgeladenen Reaktionen von aussen als das sehen, was sie sind: Äusserungen der Wahrnehmungen eines Menschen. Und in dem Masse, wie wir selbst emotionsgeladen darauf reagieren, dürfen wir getrost nochmals und zuerst bei uns selbst ganz genau hinschauen, was der Grund für unsere Reaktion auf die Reaktion ist …

Corinne Faenzi

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