Die Spreu trennt sich vom Weizen

In diesem Fall ist es nicht das Weizenkorn, sondern der Lauchsame… Das Prinzip bleibt das gleiche – die umliegende, verwelkte Pflanzenhülle zersetzt sich nach und nach und der Same, der Kern wird freigelegt. Im vorliegenden Fall wird der Natur vorgegriffen und der Same wird vom Spreu getrennt, damit er im nächsten Jahr wieder gedeihen und der natürliche Zyklus sich fortsetzen kann.

Die Natur macht es vor; Jahr für Jahr, Zyklus für Zyklus.

So sind wir Menschen genauso in Zyklen eingebunden und wie mir scheint leben wir seit geraumer Zeit in einem gewaltigen und sich stetig beschleunigenden Zyklus des Verwelkens, der Zersetzung, des Freilegens sowohl innerer individueller, wie auch äusserer struktureller Samen.

Diese Prozesse können schmerzlich empfunden werden, wie auch befreiend. Sie können in uns ein Gefühl der Ungewissheit und der Ohnmacht auslösen, genauso können sie uns in Zeiten tiefgreifender Wandlung die nötige Weite und ein Feld unbegrenzter Möglichkeiten eröffnen.

So erleben wir auf der Theaterbühne einerseits die beschleunigte Richtung in noch mehr Zwang, noch mehr Digitalisierung, noch mehr Kontrolle, noch mehr künstlichem Klimbim und mit angrenzender Wahrscheinlichkeit sind sich die meisten Menschen nicht bewusst, in welche dystopische Richtung das Ganze zielt. 

Gleichzeitig befeuert genau dieser äussere Druck allerdings ebenso unser inneres Werteempfinden, unsere menschlichen Kräfte, unser Bedürfnis, das pulsierende Leben zu fühlen, anstelle kalte Technik vorgesetzt zu bekommen.

Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen – und das ist gut so, das ist bitter nötig und unumgänglich. 

Diese Eiltempo-Prozesse helfen uns dabei, unseren inneren Kern, unseren Samen,
unser Zentrum mehr und mehr freizulegen,
ihn tiefer und umfassender zu fühlen, erkennen und leben.

Das ist eine gigantische Chance, ebenso kann es ein ohnmächtiger Albtraum sein.

Wir entscheiden jederzeit, Augenblick für Aubenblick von Neuem.

Unsere Aufmerksamkeit und Intuition sind der Schlüssel.

Unsere Menschlichkeit ist unser Zentrum.

Corinne Faenzi

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